„Bei einigen fehlt das Problembewusstsein“

Veröffentlicht am Dienstag, 28. August 2018

„Bei einigen fehlt das Problembewusstsein“

Wie Melanie Rautert die Versorgung der Patienten trotz des demografischen Wandels absichern will

Menschen helfen – diese Motivation zieht die meisten Mitarbeiter Tag für Tag ins Krankenhaus „Maria Hilf“. Dass sie das im sozialen Dienst besser kann als in der Pflege, hat Melanie Rautert für sich erkannt – heute arbeitet sie daher nicht mehr in der Pflege, sondern durch eine Weiterbildung zur Case-Managerin als Koordinatorin des am Krankenhaus angesiedelten Senioren-Netzwerks.

Zu ihren Aufgaben gehört vor allem die Beratung von älteren Patienten. Meist geht es um die Frage, wie deren Versorgung auch im Anschluss an den Krankenhaus-Aufenthalt gesichert werden kann. Aber noch eine zweite Mission hat sich Melanie Rautert vorgenommen: „Durch den demografischen Wandel werden die Versorgungsangelegenheiten immer mehr zum Problem. Deshalb müssen wir den Blick auf die Frage richten, was wir tun können, um dieses Problem zu lösen.“

Das Senioren-Netzwerk sei dafür ein Stützpfeiler, davon ist die Fachfrau, die an ihre Ausbildung ein Studium der Pflegewissenschaft angeschlossen hat, überzeugt. „Alle Einrichtungen, die mit der Versorgung älterer Menschen zu tun haben, können sich untereinander so gut strukturieren, dass wir das Versorgungsdefizit wenn nicht schließen, dann zumindest verkleinern können“, erklärt sie.

Doch Melanie Rautert ist das nicht genug. Sie vermisst weitere innovative Modelle, wie die Versorgung gesichert werden kann – nicht nur in Warstein, sondern bundesweit. „Andere Länder sind da weiter“, hat sie etwa bei einem Besuch in den Niederlanden gelernt. „Dort gibt es ein Modell für den Pflegedienst, bei dem die Bürokratie deutlich gesenkt wurde.“ Die Folge: Mitarbeiter sind zufriedener, die Versorgung ist verbessert (siehe Zweittext). „Wir müssen auch in Deutschland sehen, wie wir Problemlagen verbessern“, glaubt die ausgebildete Krankenschwester. Derzeit liege der Fokus etwa noch immer stark auf einer stationären Unterbringung in Heimen. „Demnächst gibt es vielleicht mehr Wohngruppen oder betreutes Wohnen.“

Doch auch die Patienten selbst seien gefordert, findet Melanie Rautert. „Wir würden uns freuen, wenn Senioren oder ihre Angehörigen unser Netzwerk öfter im Vorfeld und von sich aus kontaktieren“, sagt sie. „Bislang kommen die Fragen oft erst in der akuten Situation auf.“ Wenn ein Patient nach dem Aufenthalt im Krankenhaus nicht mehr selbstständig in seiner Wohnung leben kann, bekommt er zum Beispiel Besuch von Melanie Rautert. „Wir überlegen dann, welche Möglichkeiten es für den Patienten gibt und ich helfe dann auch schon mal beim Ausfüllen der Anträge.“

Wohnverhältnisse oft problematisch

Die Fachfrau mag diese Gespräche, kümmert sich gern. „Nur ein Bürojob wäre nicht gut.“ Und wenn sie auf dem Zimmer ist, kommt manchmal auch die Krankenschwester noch einmal durch. „Dann helfe ich den Patienten auch schon mal ins Bett.“ Nach dem Krankenhaus-Aufenthalt werden die Wohnverhältnisse oft zum Problem. Das Bad nicht barrierefrei, das Schlafzimmer im Obergeschoss – all das ließe sich auch schon ändern, bevor der Notfall eintritt. „Wichtig sind außerdem eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmachten“, bietet Melanie Rautert auch in rechtlichen Fragen Hilfestellung an.

Die Case-Managerin glaubt, dass sich viele Senioren zum einen nur ungern mit Fragen zu Alter, Krankheit und Tod beschäftigen, zum anderen viele aber auch die Dringlichkeit dieses Themas noch nicht erkannt haben. „In manchen Krankenhäusern ist der Fachkräftemangel schon zu spüren, aber dort kann die Versorgung der Patienten bisher noch gestemmt werden“, sagt sie. „Da fehlt bei einigen das Bewusstsein für das Problem, weil bis jetzt ja alles immer noch irgendwie funktioniert hat.“ Melanie Rautert ist überzeugt, dass sich die Situation noch verschärfen wird.

Das Senioren-Netzwerk sei daher bislang auch noch ein „kleines Pflänzchen, das wir noch wachsen lassen müssen, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein“. Melanie Rautert will mit aller Kraft daran mitarbeiten.

(Quelle: WP - Thorsten Streber)

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