"Falsch ist nur, gar nichts zu tun!"

Veröffentlicht am Mittwoch, 19. September 2018

"Falsch ist nur, gar nichts zu tun!"

Fachvortrag über „Lebensrettende Maßnahmen" in Maria Hilf

Hand aufs Herz. Hätten Sie's getan? In ihrer näheren Umgebung bricht jemand zusammen, atmet nicht mehr. Würden Sie direkt „Hand anlegen"? Im Rahmen der Woche der Wiederbelebung unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit fand am Dienstag unter der Leitung von Slawa Andreas, Facharzt für Anästhesiologie am Krankenhaus „Maria Hilf", ein Fachvortrag zum Thema „Lebensrettende Maßnahmen" in der Krankenhauskantine statt.

Die Zahlen sind alarmierend: 75000 Mal kommt es in Deutschland jährlich zum Kreislaufstillstand. Davon passieren rund 65 Prozent zuhause. In 60 Prozent aller Fälle wird dies von jemandem beobachtet. Laut Reanimationsregister findet aber nur in 17 Prozent aller Fälle eine Reanimation statt - bevor der Rettungswagen eintritt. Deutschland schneidet da europaweit schlecht ab. In unseren Nachbarländern Holland und Norwegen wird von Laien viermal häufiger die Herz- Lungen-Wiederbelebung angewendet. Über 40000 Tote durch Herzstillstand seien derzeit jährlich in Deutschland zu beklagen - trotz Behandlung des Rettungsdienstes. Hochrechnungen zufolge könnten 4 800 von ihnen gerettet werden, wenn eine Erstmaßnahme schneller erfolgt wäre.

Atmung prüfen, 112 rufen und drücken

Wie wichtig der Zeitfaktor ist, darauf verwies der vortragende Notarzt im weiteren Verlauf: „Wenn das Herz aufhört zu schlagen, dann nimmt zuerst, etwa nach drei Minuten, das Gehirn Schaden. Bis zum Himtod dauert es etwa fünf bis sieben Minuten. Atmung prüfen, 112 rufen und drücken - das sind die drei Dinge, die direkt und schnell erfolgen müssen." Nach neuem Wissensstand sei man zu der Erkenntnis gekommen, dass nicht - wie früher oft publiziert wurde - eine stabile Lagerung oder die Mund-zu-Mund-Beatmung von Priorität bei der Wiederbelebung seien: „Das Schlüsselelement ist das Herz."

Seit 2015 gebe es zudem die Information, die Massage schneller  und kräftiger durchzufüliren. Mehr als 100 mal pro Minute soll die Pressung (mit ausgestreckten Armen, damit die Kraft vom Gewicht des Oberkörpers genutzt werden kann) erfolgen. Dazu soll die Intensität des Drucks etwa fünf Zentimeter tief gehen. Der Erstretter soll sich beim Ansetzen der Handballen etwa an der Mitte des Brustkorbs (zwischen den Brustwarzen) orientieren. Neben dem Alarmieren des Rettungsdienstes mache es Sinn, zusätzlich um Hilfe zu rufen. „Eine Wiederbelebung ist eine schweißtreibende Sache. Ein normal trainierter Mensch wird die Maßnahme korrekt nur etwa zwei Minuten durchhalten können. Zumal ist eine eventuelle vorherige Umlagerung zu zweit auch wesentlich einfacher.", „Knacken da nicht auch mal die Rippen?" fragten die Interessierten diesbezüglich den Facharzt. „Das passiert immer wieder mal, Aber wenn der Patient nicht überlebt, was nützen ihm dann die heilen Rippen?"

Einfaches Fazit: Durch frühes, beherztes Eingreifen in einer lebensbedrohlichen Situation - durch schnelles, kräftiges Pumpen, zügiges Anfordern des Rettungsdienstes können Menschenleben gerettet werden. „Sie können gar nichts falsch machen. Selbst für die gebrochene Rippe werden Sie niemals zur Verantwortung gezogen. Falsch ist nur, gar nichts zu tun! Wir müssen versuchen, diese Hemmnisschwelle zu überschreiten!"

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