Hajar Mohamed näht und bietet kostenlosen Reparaturservice für medizinische Kleidung an
Warstein – Wenn Hajar Mohamed an der Nähmaschine sitzt, ist er in seinem Element. Mit flinken Fingern führt er den Stoff über den Anschiebetisch und zaubert ganz hübsche Kleidung. Eigentlich. Denn im Moment hat er nur wenig zu tun: Durch die Corona-Krise haben eben viele Angst. Nur so rumsitzen und Däumchen drehen ist für den 43-jährigen Modedesigner mit kurdisch- syrischer Herkunft aber keine Alternative: Er möchte Gutes tun. Und dafür hatte er eine Idee. „Wir müssen immer zusammenhalten und uns solidarisch zeigen, egal in welchen Situationen wir uns befinden. Bei mir könnt ihr euch ohne Kosten einen Mundschutz abholen.“ Das hat er in einer Warsteiner Facebook- Gruppe gepostet. Für die Bevölkerung der Wästerstadt hat er aus mehrlagigen Stoffresten nämlich ganz fleißig Mundschutz genäht. Geld möchte er dafür auf keinen Fall haben, nur ein bisschen Menschlichkeit zeigen. Die Resonanz? Riesig. Und begeistert. Von „vollste Hochachtung! Mein Respekt!“ bis „Wie toll ist das denn?! Bravo! Und vielen Dank! Sowas nenne ich mal gelebte Nächstenliebe!“ durchweg positiv. Das Ordnungsamt allerdings hatte so seine Bedenken. Nicht, weil es die Aktion nicht gut fand, im Gegenteil: „Dies ist eine tolle Aktion, von der man den Hut ziehen muss“, findet Ordnungsamts leiterin Roswitha Wrede. Allerdings: Auch bei einer Schenkung geht der Hersteller bzw. Schenker Haftungsrisiken ein – und die Masken sind weder geprüft noch zertifiziert. Darauf wollten sie Hajar Mohamed aufmerksam machen. Mit seinem selbstgenähten Mundschutz kann nur die erste Stufe der Schutzmasken erreicht werden und es handelt sich lediglich um Behelf- Mund-Nasen-Schutz. Wie der richtig genäht wird, hat etwa die Stadt Essen auf ihrer Homepage veröffentlicht. Hajar Mohamed möchte außerdem gemeinsam mit Flüchtlingshelfern und Krankenhaus- Geschäftsführer Klaus Wohlmeiner einen Begleitzettel anfertigen, auf dem darauf hingewiesen wird, wie man die Masken hygienisch behandelt und dass die Benutzung auf eigene Gefahr geschieht. Durch Ausprobieren ist der Modedesigner, dessen reguläres Geschäft derzeit am Boden liegt, auf eine praktische Lösung für mehr Sicherheit durch die Masken gekommen: Er legt sie so an, dass eine Serviette oder ein Flies eingelegt werden kann, dass nach der Benutzung einfach weggeworfen und ersetzt wird. Klaus Wohlmeiner hat in einem Youtoube- Video eine lustige, aber wohl pratische Variante entdeckt, nach der auch ein einfacher Kaffeefilter als Mundschutz genommen werden kann. Er könnte auch in die Modelle von Hajar Mohamed eingelegt werden, der für das Nähen Exemplares etwa fünf Minuten braucht. Doch mit diesem Angebot ist es nicht genug: Der Neu- Warsteiner bietet dem medizinischen Personal des Krankenhauses oder in ärztlichen Praxen an, die Kittel kostenlos zu reparieren. Und sogar- Schutzhüllen für Behandlungs- und Krankenliegen zu nähen. „Das ist meine Art, den Menschen, die jetzt für die anderen da sind, danke zu sagen“. Dafür dankte Klaus Wohlmeiner ihm.